1A-Award 2019,  Jury

Arztbild der Zukunft mit Digitalisierung ohne Entpersonalisierung

Bündnis junger Ärzte in Jury des 1A-Awards

Arztbild der Zukunft mit Digitalisierung ohne Entpersonalisierung

Medizinische Versorgung verbessern, Digitali-sierung annehmen, ohne dabei die Arzt-Patienten-Beziehung zu gefährden. Das sind Forderungen des Bündnisses junger Ärzte. Beim 1A-Award eingereichte Projekte könnten einen Teil dazu beitragen.

Mit dem „Twankenhaus“ möchten junge Ärzte auf die derzeitigen Missstände im Gesundheitswesen aufmerksam machen. Foto: Bündnis junger Ärzte

Die Verbesserung der medizinischen Versorgung in Deutschland – das große übergeordnete Ziel im Gesundheitswesen. Gerade junge Mediziner möchten den Wandel aktiv gestalten. Gemeinsam agieren sie im „Bündnis junger Ärzte“ (BJÄ), in dem sich Vertreter von 22 Verbänden und Fachgesellschaften zusammengeschlossen haben. Dr. Diane Bitzinger aus Regensburg ist eine von ihnen. Sie sitzt auch in diesem Jahr in der Jury des „1A-Awards“.

„Wir haben das gemeinsame Ziel, die Patientenversorgung nach modernen und ethischen Gesichtspunkten zu verbessern und Berufsbedingungen für eine Medizin der Zukunft zu gestalten“, erklärt die Ärztin. In einem Positionspapier bezieht das Bündnis Stellung zu Herausforderungen wie der mit demografischem Wandel, medizinischem Fortschritt und steigendem Kostendruck der Kliniken einhergehenden Arbeitsverdichtung im Gesundheitswesen oder der Qualität der ärztlichen Weiterbildung.

Dabei geht es auch um ganz konkrete Forderungen. Das Bündnis fordert ein neues Arztbild mit Digitalisierung ohne Entpersonalisierung der Patienten-Arzt-Beziehung sowie die Begrenzung der zunehmenden Ökonomisierung in der Medizin. „Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist uns wichtig“, sagt Mira Faßbach, Sprecherin des BJÄ. „So steigt zum Beispiel die Zahl der Ärzte in Elternzeit, aber innovative Arbeitsmodelle und flexible Kinderbetreuungsangebote sind weiterhin rar.“

Außerdem müssten auch neue Regelungen gefunden werden, Probleme wie eine mangelnde fachliche Weiterbildung oder die stete Arbeitsverdichtung in Krankenhäusern und Praxen zu lösen. „So gerne wir engagiert täglich für unsere Patienten kämpfen, darf das nicht auf Kosten der eigenen Gesundheit geschehen“, erklärt Max Tischler, stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Junge Ärzte der Ärztekammer Westfalen-Lippe und Mitglied des Bündnisses. In einer aktuellen Umfrage gaben fast 70 Prozent der teilnehmenden jungen Ärzte an, schon einmal von einem Burnout bedroht gewesen zu sein.

Der BJÄ setzt auch auf digitale Innovationen im Krankenhaus, um den klinischen Alltag effizienter zu gestalten und die Versorgungsqualität der Patienten zu verbessern. Die alltägliche Wahrnehmung sei jedoch, dass dieses Potenzial von Medizinern nicht ausgeschöpft werden kann: Unzureichende Hardware mit veralteten IT-Systemen, Kupfer- statt Glasfaserkabeln und die fehlende personelle Ausstattung der IT-Abteilungen sind in Krankenhäusern mehr Regel als Ausnahme.

Aktuell sei das Verhalten der Politik – und nicht das der Ärzte – der Hemmschuh in puncto Digitalisierung. Konkrete Forderung: Aufbauend auf einer modernen IT-Infrastruktur sollten zukünftig Applikationen, die auf künstlicher Intelligenz (KI) beruhen, unseren Alltag erleichtern. KI kann uns darin unterstützen, den wachsenden Dokumentationsansprüchen effizient gerecht zu werden oder zu leistende Routinearbeit sinnvoll zu klassifizieren, um dringliche Befunde priorisiert bearbeiten zu können.

„Wir haben den Anspruch, mitzugestalten und mitzureden“, betonen die Bündnis-Mitglieder. „Wir suchen den Dialog mit der Politik und den Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen, um ein weiterhin handlungsfähiges und menschliches Gesundheitswesen für Ärzte, Heil- und Pflegeberufe und vor allem für unsere Patienten mitzuformen.“