Kategorie Apotheke: Sonderpreis „Courage“ für Thomas Harms
Thomas Harms führt mit 77 Jahren seine Apotheke in Weil am Rhein, von Ruhestand keine Spur. Außerdem unterstützt er mit seinem Kinderhilfswerk KiHev e.V. seit über 30 Jahren eine Strahlenklinik für Tschernobyl-Opfer in Kiew. Seit dem Beginn des Krieges organisiert er zusätzlich Hilfsgüter für die Menschen in der Ukraine. Dafür wurde Harms jetzt mit dem Sonderpreis „Courage“ des 1A-Awards ausgezeichnet. Ein Interview mit dem Gewinner.
Was für eine beeindruckende Leistung! Wie fing alles an?
Nach der Reaktor-Katastrophe in Tschernobyl haben wir uns hier in Weil am Rhein hingesetzt und überlegt, wie wir helfen können. Am Anfang waren wir eine größere Gruppe, heute bin es vor allem ich, der die Fäden in der Hand hält.
Sind aus Partnern inzwischen auch Freunde geworden?
Seit vielen Jahren bin ich mit einem Professor der Strahlenklinik eng befreundet. Kennengelernt haben wir uns auf einer öffentlichen Veranstaltung. Wir haben uns in Französisch unterhalten. So konnten wir auch persönliche Dinge austauschen, ohne das andere uns belauscht haben.
Wie intensiv ist der Kontakt?
Wir telefonieren seit dem Kriegsanfang jeden Morgen miteinander. Es ist schon sehr befremdlich, wenn er mir von einem nächtlichem Raketenalarm in Kiew berichtet. Und im nächsten Satz sagt er, dass er trotzdem gut geschlafen hat. Wir legen erst auf, wenn er mindestens einmal gelacht hat.
Was hat sich seit dem Beginn des Krieges verändert?
Haben wir lange nur die Strahlenklinik unterstützt, kümmern wir uns seit dem Kriegsbeginn um die gesamte Bevölkerung. Verbandsmaterial, Lebensmittel, Fahrräder, Ersatzteile für Maschinen und Auto – einfach alles wird gebraucht. Dank Spendengelder können wir aktiv werden, schaffen es trotz widriger Umsätze immer, die Hilfsgüter zum Zielpunkt zu bringen. Und das ist manchmal auch die Front.
Wie organisieren und verschicken Sie die Hilfsgüter eigentlich?
Da muss ich sehr flexibel und pragmatisch sein. Ein Hersteller bietet uns 30 Paletten Fertigknödel in Hamburg zum Nulltarif an – holen wir ab. Der Zoll in mehreren Ländern möchte für die Transporte unterschiedliche Zertifikate haben – bekommen wir hin. Aber alles das wäre nicht möglich, wenn wir nicht durch großzügige Spenden unterstützt würden.
Sie haben sogar Russisch gelernt…
Nicht ohne Grund. Wenn ich auf wichtigen Veranstaltungen in der Ukraine gesprochen habe, wurde das übersetzt. Ich sprach eine Minute, der Übersetzer war nach zehn Sekunden fertig. Um sicherzustellen, dass wirklich alles korrekt übersetzt wurde, musste ich zumindest erst einmal Russisch verstehen.
Woher nehmen Sie Ihre Kraft?
Die Menschen in der Ukraine liegen mir am Herzen. Sie müssen so unfassbares Leid ertragen, da kann ich nicht wegschauen. Mein Anliegen ist es, im wahrsten Sinne des Wortes das Notwendige zu leisten. Alles zu tun, um dort vor Ort die Not zu wenden.
Wer unterstützt Sie?
Meine Tochter ist die wahre Chefin in der Apotheke. Die sehr engagierten Mitarbeitenden halten mir zusätzlich den Rücken frei. Ich will den Menschen in der Ukraine ganz konkret helfen, deshalb reise ich auch drei Mal im Jahr persönlich nach Kiew. Auch um zu schauen, ob die gespendeten Güter dort angekommen sind, wo sie hinsollten.
Mehr Infos & Spendenkonto: www.kihev.de
Bildquelle: 1 A Pharma