1A-Award: Sonderpreis „Courage“ – das sind die vier Nominierten in der Kategorie Apotheke
Der 1A-Award für eine bessere medizinische Versorgung in Deutschland – seit über drei Jahren eine Erfolgsgeschichte. Ab diesem Jahr gibt es noch eine weitere Auszeichnung: jeweils einen Sonderpreis „Courage“ für echte Vorbilder im Gesundheitswesen in den Kategorien Apotheke und Arzt. Er soll verantwortungsvolles, mutiges also couragiertes Verhalten von Ärzten und Apothekern fördern, öffentlich machen und honorieren. Einer von diesen vier Nominierten wird Ende Juni die Auszeichnung erhalten.
Doris Brummer …
… ist Präsidentin des Zusammenschlusses der über 130 Zonta Clubs in Deutschland. Ziel der Clubs ist es, Kontakte zwischen Frauen verschiedener Nationen und generell die internationale Verständigung zu fördern. Mit der Aktion „Zonta Says NO“ setzt sich die Organisation dafür ein, Gewalt an Frauen zu beenden. In Deutschland unterstützt Zonta intensiv die Initiative „Maske 19“.
Was steckt dahinter? „Maske 19“ ist ein niederschwelliges Angebot, mit dem von häuslicher Gewalt Betroffene jederzeit dezent um Notrufhilfe bitten können. Bietet eine Apotheke gut sichtbar Informationen zu „Maske 19“ an, weiß die Betroffene: Das Codewort „Maske 19“ genügt. Sie erhält dort ohne weitere Angaben Notrufhilfe. Die Polizei wird verständigt und kann so für den Schutz der Betroffenen sorgen. Gegen den Täter wird in der Regel ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
In durch Poster und Informationsmaterialien entsprechend gekennzeichneten Apotheken soll das zusätzliche Angebot Frauen erleichtern, in einer akuten Gewaltsituation die Polizei rufen zu können, ohne dies im häuslichen Umfeld oder vom eigenen Telefon tun zu müssen.
Alexander Stüwe …
… ist Apotheker in Buxtehude und versorgt die Rettungsschiffe von „Sea Watch“ mit Arzneimitteln. Wichtig für die Ausstattung der Bordapotheke: Bei der Rettung von Flüchtlingen, treten Notfälle auf, die in deutschen Notaufnahmen eher selten vorkommen. Viele der Menschen sind dehydriert – und Hochschwangere sind oft an Bord. Sogar auf Geburten müsse das Team daher vorbereitet sein.
Für vier „Sea Watch“-Schiffe hat Alexander Stüwe rund 99 Prozent der Erstausstattung besorgt. Frei verkäufliche Medikamente finanzierte er häufig selbst, da hat er gute Konditionen ausgehandelt. Bei den rezeptpflichtigen Medikamenten dürften Unternehmen dagegen keine Rabatte gewähren. Die werden über Spenden finanziert, die „Sea Watch“ erhalte.
Damit vom Pflaster bis zur Notversorgung alles verfügbar ist, reicht natürlich nicht die Erstausstattung der Schiffe. Von Buxtehude aus organisiert Stüwe den Nachschub mit Shuttle-Transporten. Aufgrund der meist katastrophalen hygienischen Bedingungen auf der Flucht hätten auch viele mit Parasiten zu kämpfen. Außerdem weisen sie teils schwerste körperliche Verletzungen und Folterspuren auf.
Dr. Björn Schittenhelm …
… ist Apotheker aus Holzgerlingen und setzt bei seinem „Böblinger Modell“ schon seit Oktober konsequent auf viele Schnelltests in der Bevölkerung. Mit Unterstützung des Landratsamtes ergriff er die Initiative. Es entstand ein Testzentrum nach dem anderen im Kreis Böblingen. Inzwischen sind es 43. Durch häufiges flächendeckendes Testen können die Infektionsketten unterbrochen werden, und es stecken sich weniger Menschen an. So sind im Kreis Böblingen die Infektionszahlen deutlich niedriger als im Landesdurchschnitt.
Vor den Testzentren gibt es keine langen Schlangen. Das liegt an der Digitalisierung. Den Test-Termin kann man auf einer Website buchen, dort gibt man seine Daten ein. Daten eingeben, das ist das, was am längsten dauert, viel länger als der eigentliche Test, das gehe in zwei bis drei Minuten. Für Menschen, die damit überfordert sind, gibt es noch die analoge Lösung, die Apotheke vor Ort.
Auf digitalem Weg laufen Termine, Dateneingaben und Testergebnisse über eine App. „Ich wollte, dass es digital geht, damit wir wegkommen vom Marktplatz und den langen Schlangen auf der Straße“, so Schittenhelm.
Bernward Unger …
… ist Apotheker in Dettelbach. Auch Hossin Aljarboh ist Apotheker, beide haben eine eigene Apotheke gegründet. Der eine in Damaskus, der andere in Bayern. Doch Aljarboh musste im März 2015 mit seiner Familie vor dem Bürgerkrieg in Syrien fliehen. Er kam nach Deutschland.
Er belegte Sprachkurse, um sich besser zu können. Im Asyl-Helferkreis in Dettelbach traf er Bernward Unger, der zwei Apotheken vor Ort leitet. Unger ermöglichte Aljarboh ein Praktikum in seiner Apotheke.
Für zwei Monate schaute er hinter die Kulissen der Apotheke, lernte täglich dazu. Danach fing er an, bei Unger als „Apotheker unter Aufsicht“ zu arbeiten. Am Ende schaffte er alle Prüfungen und besitzt heute die deutsche Approbation für den Apotheker-Beruf.
Allerdings war es bis dahin ein steiniger Weg. Die Behörden waren nicht immer darauf vorbereitet, dass Hossin Aljarboh auch in Deutschland als Apotheker arbeiten möchte. Oft waren Zuständigkeiten nicht geklärt, ein ganzer Aktenordner belegt den Kampf gegen die Bürokratie. Seine eigene Rolle redet Apotheker Unger eher klein: „Hossin hat Großes geleistet, ich habe ihn nur unterstützt.“