Kompetenzen bündeln – vernetzt denken
PORT-Gesundheitszentrum Schwäbische Alb Hohenstein für 1A-Award nominiert
Geht ein Hausarzt auf dem Land ohne Nachfolger in den Ruhestand, kann man mühevoll jemanden suchen. Oder wie der Landkreis Reutlingen etwas ganz anderes machen. Zum Beispiel den wirklichen Bedarf an medizinischer Versorgung ermitteln – und diese patientenorientiert, sektorenübergreifend und vernetzt umsetzen. Weil dies mit dem PORT-Gesundheitszentrum Hohenstein gelungen ist, wird es für den 1A-Award nominiert.
Dass auf der schwäbischen Alb Pionierarbeit geleistet wird, erkennt man schon an einem ganz neuen Berufsbild. Die gelernte Krankenschwester Elisabeth Reyhing arbeitet im Gesundheitszentrum Hohenstein als Patientenlotsin des PORT-Gesundheitszentrums Hohenstein. Sie ist für die Menschen aus der Region die erste Ansprechpartnerin bei allen Gesundheitsthemen. Sie redet mit Lehrern und Erziehern, mit Pflegediensten und Ärzten vor Ort. Ihre Jobbeschreibung in vier Worten: vermitteln, begleiten, zuhören, helfen.
Gesundheitsversorgung aus einer Hand – was heißt das konkret in Hohenstein? „Das medizinische Angebot ist auf den regionalen Bedarf abgestimmt“, sagt Landrat Thomas Reumann, „wir setzen vor Ort eine patientenzentrierte, koordinierte und kontinuierliche Versorgung um.“ Im PORT-Gesundheitszentrum wird dem Patienten auch ganz konkret im Umgang mit seiner Krankheit geholfen. Träger sind der Landkreis Reutlingen und die Gemeinde Hohenstein.
„Hier arbeiten multi-professionelle Teams aus Gesundheits-, sozialen und anderen Berufen auf Augenhöhe miteinander“, ergänzt Jochen Zeller, Bürgermeister der Gemeinde Hohenstein (3700 Einwohner, verteilt auf fünf Ortsteile). „Wir nutzen auch neue Potenziale wie eHealth, schließen Prävention und Gesundheitsförderung mit ein. Das klappt besonders gut, weil alle Angebote kommunal gut eingebunden sind.“
PORT steht für „Patientenorientierte Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung“ und ist der gleichlautende Name eines Programms, mit dem die Robert Bosch Stiftung seit 2017 bundesweit zwölf beispielhafte Initiativen für eine bessere Gesundheitsversorgung fördert. Es geht bei diesen Konzepten darum, Gesundheit zu erhalten, Gesundheit wiederherzustellen und mit Krankheit gut zu leben.
Zentrales Ziel ist die Entwicklung und der Aufbau innovativer und exzellenter Gesundheitszentren, die für die jeweilige Region eine umfassende Grund- und Primärversorgung aus einer Hand sicherstellen und eine bessere Behandlung und Betreuung vor allem chronisch Erkrankter ermöglichen.
Das medizinische „We are family“-Konzept wird in Hohenstein seit der Eröffnung im September 2019 Tag für Tag gelebt: mit einer Allgemeinmedizinerin und Diabetologin, einem Kinder- und Jugendarzt, einer Physiotherapiepraxis, der Patientenlotsin, Präventionsangeboten, einer Hebammenpraxis und einem Pflegestützpunkt.
Hinzu kommen besondere Sprechstunden, an denen zu festgelegten Zeiten Fachärzte für Psychiatrie oder Fachkräfte zur Frühförderung von Kindern vor Ort sind. „Kompetenzen bündeln und vernetzt denken“, erklärt Landrat Thomas Reumann das Erfolgskonzept des Hohensteiner Gesundheitszentrums.
Die Hohensteiner haben „ihr“ neues Gesundheitszentrum sehr gut angenommen. Es gibt schon eine Wunschliste für eine mögliche Erweiterung: Eine Praxis für Ergotherapie steht da ganz oben, auch eine bessere Erreichbarkeit des Zentrums ist ein Thema – beispielsweise mit einem Patiententaxi.
Die Nominierten
Landrat Thomas Reumann ist Jurist und ausgewiesener Experte im Gesundheitswesen. Er war von 2015 bis 2017 Präsident der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft (DKG). Jochen Zeller ist seit 2007 Bürgermeister von Hohenstein und setzt auf kommunale Vernetzung.
Bildquelle: Robert Bosch Stiftung