1A-Award 2021,  Apotheke

PTA-Ausbildung jetzt mit Stipendium: Clemens Tründelberg mit 1A-Award ausgezeichnet

1A-Award für vorbildliche Brandenburger Initiative

Eine Initiative aus Brandenburg hat der PTA-Ausbildung einen neuen Schub verliehen: Dank eines Stipendiums ist das Angebot jetzt deutlich attraktiver. Deshalb wurde PTA-Schulleiter Clemens Tründelberg aus Eisenhüttenstadt jetzt mit dem 1A-Award ausgezeichnet.

Warum ist eine solche Initiative überhaupt nötig?

Clemens Tründelberg:Als Leiter der einzigen PTA-Schule in Brandenburg habe ich meine Ausbildungsklassen nicht mehr voll bekommen. Es war nicht schwer zu erraten, woran das lag: Anders als in fast allen anderen Ausbildungsberufen gibt für meine Schüler kein Geld während Ausbildung. Außerdem ist das Berufsbild in der Öffentlichkeit kaum bekannt. Deshalb die beiden Hebel: Ein Stipendium im ersten Ausbildungsjahr und im zweiten ein bezahlter Arbeitseinsatz in der Wunschapotheke.

Wenn es so dringend ist – warum gibt es eine solche Initiative nicht längst?

Clemens Tründelberg:Die Struktur von PTA-Schulen in Deutschland ist ganz unterschiedlich. Viele sind an Schulferien gebunden, die können ihren Unterricht gar nicht so umstrukturieren, dass Schüler im zweiten Ausbildungsjahr freitags schulfrei haben und in einer Apotheke arbeiten können. Denn die Anzahl der Unterrichtsstunden pro Jahr ist bundesweit einheitlich geregelt.

Haben Sie nicht Sorge gehabt, dass die Initiative scheitern könnte?

Clemens Tründelberg:Was hatte ich denn zu verlieren? Nichts. Ich brauchte für meine Idee kein Extra-Budget und nicht einmal Personal. Ich musste zwar viel Überzeugungsarbeit bei den Apotheken leisten, hartnäckig sein und mich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Aber das war es allemal wert.

Wie sind Sie strategisch vorgegangen?

Clemens Tründelberg:Es gibt in ganz Brandenburg 570 Apotheken. Die haben alle einen persönlichen Brief von mir bekommen. Mit der Idee, einen PTA-Schüler mit einem Stipendium zu unterstützen und ihn im zweiten Ausbildungsjahr gegen Bezahlung freitags in der eigenen Apotheke mitarbeiten zu lassen. Eigentlich eine echte Win-Win-Situation…

War es schwierig, die Apotheken von Ihrem Ansatz zu überzeugen?

Clemens Tründelberg:Es war schon ein Stück harte Arbeit. Vielen war gar nicht bewusst, dass PTA-Schüler kein Geld für ihre Ausbildung bekommen. Aber auch das Landesgesundheitsministerium musste erst einmal überzeugt werden.

Wie viele Apotheken machen inzwischen mit?

Clemens Tründelberg:Auch wenn es am Anfang etwas geklemmt hat, jetzt sind 88 Apotheken aus ganz Brandenburg an Bord und zahlen jeweils einem Schüler ein Stipendium – meistens so zwischen 150 und 200 Euro im Monat.

Welche Tipps geben Sie Ihnen, den richtigen Bewerber zu finden?

Clemens Tründelberg:Wichtig ist doch, dass der oder die ausgebildete PTA dann auch weiterhin in Stipendiums-Apotheke Vollzeit arbeitet. Deshalb sollte der richtige Bewerber aus der Nähe stammen und kurze Wege zur Arbeit haben. Ein guter Realschüler passt oft besser als ein Abiturient, der anschließend noch studieren möchte.

Was sagen eigentlich Kollegen aus anderen Bundesländern zu diesem Musterprojekt?

Clemens Tründelberg:Ich habe das Stipendiums-Modell auf der letzten PTA-Schullehrer-Tagung im November vorgestellt, 50 Kollegen aus ganz Deutschland waren davon ganz angetan. Ganz viele haben aber auch gesagt: So etwas wird es bei uns nicht geben, weil wir durch die Schulferien die restlichen Stunden nicht flexibel gestalten können.

Was bedeutet für Sie der Preis?

Clemens Tründelberg:Erst einmal freue ich mich über die Auszeichnung. Dann hoffe ich, dass der Award unserem Projekt noch mehr Aufmerksamkeit verschafft. Und das eine Diskussion einsetzt, was aktuell in der PTA-Ausbildung nicht gut funktioniert.

Was soll in 2022 besser werden?

Clemens Tründelberg:Dass die Apotheken endlich merken, dass sie aktiv für den PTA-Beruf werben müssen. Ein Info-Plakat ins Schaufenster – das wäre doch das mindeste. Auch die in Politik und Standespolitik sollten sich darum kümmern, wie man eine PTA-Ausbildung attraktiver gestalten kann.

PTA-Schulleiter Clemens Tründelberg aus Eisenhüttenstadt

Bildquellen: 1 A Pharma