1A-Award 2022,  Arzt

Die Überflieger: Blitzlieferung von Medikamenten

Hamburger Drohnen-Konsortium für 1A-Award nominiert

Ein ganz eiliger Gewebeprobentransport für einen Notfallpatienten in kritischer Lage. Oft ist eine Blaulichtfahrt durch den dichten Verkehr die einzige Lösung. Jedenfalls bisher. In Hamburg haben sich Experten zusammengetan, um diese Herausforderung neu zu denken. Dafür wurden sie jetzt für den 1A-Award nominiert.

Medifly, so nennt sich die medizinische Blitzversorgung per Drohne. Für ein solches Projekt braucht es nicht nur technische und medizinische Expertise, sondern starke Partner. Und die hat Medifly. Das Konsortium liest sich wie eine Liste der „Klassenbesten“ in der Hansestadt: Es ist ein gemeinschaftliches Projekt der Behörde für Wirtschaft und Innovation, FlyNex, GLVI Gesellschaft für Luftverkehrsinformatik, Hamburg Aviation, Logistik-Initiative Hamburg, Lufthansa Technik und ZAL Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung.
Zu den assoziierten Partnern zählen die Asklepios Kliniken Hamburg, das Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, die DFS Deutsche Flugsicherung, die ISG Intermed Service, die Schön Klinik Eilbek und das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE).

Angefangen hat alles vor vier Jahren. Wie so oft mit einem Workshop. Es war ein Arzt aus dem Bundeswehrkrankenhaus, der bei der Idee einer möglichen Blitzlieferung von eiligen Gewebeproben per Drohne leuchtende Augen bekam.

Das war der ernste Hintergrund: Am zeitkritischsten sind Schnellschnitte – die dem Patienten während einer Operation entnommen und untersucht werden müssen. Dabei drängt die Zeit, da der Patient so lange in Narkose verbleibt, bis das Untersuchungsergebnis vorliegt – und der Arzt Gewissheit hat, dass der Eingriff erfolgreich war.

Im Februar 2020 war es dann soweit. Die ersten Testflüge vom Bundeswehr- und Marienkrankenhaus starteten erfolgreich. Ein ausgebildeter Drohnenpilot am Boden überwachte den Flug des Octocopters der Firma Globe souverän über den Dächern der Hansestadt. „Das war für uns der erste Schritt“, erklärt Sabrina John, die Projektleiterin von Medifly.

Mit einer größeren Drohne (siehe Bild: 155 cm lang, Durchmesser des Hauptrotors 263 cm) geht es jetzt in die zweite Phase. Wie der Vorgänger auch, fliegt der Senkrechtstarter autonom, am Boden überwacht von einem Drohnenpiloten. Die Strecken werden länger, die Anforderungen vielschichtiger. Weiterhin sollen eilige Gewebeproben per Drohne hin- und hergeflogen werden: Diesmal von der Schön Klinik in Eilbek zur Pathologie des Universitätsklinikums Eppendorf, das sind sechs Kilometer Luftlinie.

Auch die Asklepios Kliniken in Hamburg möchten von den Blitzlieferungen per Drohne profitieren. Geplant sind unbemannte Flüge mit Laborproben von mehreren Krankenhäusern zur Asklepios Klinik in Altona – und natürlich wieder zurück. In Altona betreibt der Klinikverbund ein Zentrallabor. Aber auch die Asklepios-Zentralapotheke möchte die fliegende Innovation nutzen: Für eilige Medikamenten-Lieferungen an die angeschlossenen Kliniken.

Wann ist es soweit? „Wir hoffen, dass wir noch in diesem Jahr starten können“, sagt Sabrina John, doch für ein solches Projekt brauche es viele Genehmigungen. „Da reicht nicht nur ein Okay von der Landesluftfahrtbehörde, sondern die Flugsicherung muss ebenfalls zustimmen.“ Dass Medifly in Zukunft so richtig abheben wird, daran glauben viele. So wird das Projekt vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr mit einem Anteil von 68 % gefördert. Der Eigenanteil wird von den Konsortialpartnern getragen.

Sabrina John

 

Die Nominierte

Sabrina John ist seit 2020 Projektleiterin von Medifly. Die Geschäftsführerin der Hamburger Firma GLVI Gesellschaft für Luftverkehrsinformatik (seit 2014), die Softwarekomponenten für Luftverkehrsmanagementsysteme entwickelt. Außerdem hat sie mehrere Jahre für die DFS Deutsche Flugsicherung gearbeitet.

Bildquellen: www.medifly.hamburg