1A-Award 2020,  Arzt

Ein Herz für die Menschen hinter der Krankenakte

Essener Institut für PatientenErleben für den 1A-Award nominiert

Ein Ultra-High-Resolution-Computertomograph zeigt Dia­gnoseergebnisse in einer Auflösung von 150 µm – damit doppelt so gut wie der bisherige Bestwert von 0,3 mm. Für optimale Wundheilung soll künftig ein smarter Verband sorgen, dessen eingebaute Sensoren die Wunde dann permanent überwachen. Grandiose Innovationen, doch wer kümmert sich eigentlich um den Menschen hinter dem Patienten im Krankenhaus?

Diese Frage stellte sich auch die Universitätsmedizin (UM) Essen und gründete vor drei Jahren das Institut für PatientenErleben. Ein solches Projekt ist bis heute einmalig in Deutschland und wird in diesem Jahr für den 1A-Award nominiert. „Die Menschen, die in ein Krankenhaus kommen, sind mehr als ihre Erkrankung. Ihre Anforderungen und Bedürfnisse im Dialog aufzunehmen, ist eine zentrale Aufgabe unseres Instituts“, erklärt die Leiterin Monja Gerigk.

Dieses ist komplett in den Klinikbetrieb integriert und versteht sich als Motor und Mitgestalter eines Kulturwandels hin zu mehr Patientenorientierung im Krankenhaus. „Bei der digitalen Transformation an der Universitätsmedizin Essen achten wir sehr genau drauf, dass die Bedürfnisse der Patienten und unserer Mitarbeiter höchste Priorität haben“, ergänzt Gerigk.

Außerdem unterstützt das Institut Kliniken und Bereiche durch Beratung, Coaching und neue Impulse und in patienten- und mitarbeiterorientierten Projekten. Auch fungieren die Mitarbeiter als Interessensvertreter und zentrale Anlaufstelle für Selbsthilfeorganisationen und arbeiten eng mit ihnen zusammen.

Monja Gerigk und ihr Team verfolgen keine abstrakten Ziele, sondern wollen mit ihren Verbesserungen im Klinikalltag dazu beitragen, dass die Patienten sich keinesfalls wie eine Akte in einem Karteikasten fühlen. „Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Mitarbeiter den Patienten auf Augenhöhe begegnen“, sagt die Leiterin des Instituts, „eine verständliche, empathische Kommunikation soll Respekt und Mitgefühl ausdrücken.“

Das Institut schaut aber auch hinter den Vorhang, kümmert sich um Grundsätzliches. Wie kann sich welche Patientengruppe optimal auf einen Klinikaufenthalt vorbereiten? Was wollen wir online zur Verfügung stellen? Welche Patienten hätten gerne Informationen ausgedruckt? Wie kann ich sicherstellen, dass sie genügend Informationen bekommen? „Das hört sich alles einfach an, in der Umsetzung merkt man erst, welch unterschiedlichen Bedürfnisse zum Beispiel junge und ältere Patienten haben“, sagt die gelernte Kinderkrankenschwester.

Für einige Minuten aus der Klinik herausträumen

Ebenfalls am Herzen liegt den Mitarbeitern die Atmosphäre in der Klinik. Sie wollen Wartezonen und Patientenzimmer so arrangieren, dass die Menschen sich dort wohlfühlen. Sei es durch die Gestaltung der Räume mit warmen Farbtönen oder durch große, intensive Naturbilder an den Wänden. „Da kann man sich dann auch mal für einige Minuten aus der Klinik herausträumen …“

Die Universitätsmedizin Essen ist in Deutschland Vorreiter der digitalen Transformation. Credo: Ein Smart Hospital ist kein Selbstzweck, sondern dient vor allem dazu, das Wohlergehen der Patienten und ihre Heilung zu fördern. Dazu gehört, einen schnellen Zugang zu validen Gesundheits- und Krankheitsinformationen zu ermöglichen.

Innerhalb dieser Smart-Hospital-Strategie ist das Institut für PatientenErleben ein wichtiges Puzzleteil. Es nimmt den Dialog mit Patienten und deren Angehörigen ebenso wie mit den Mitarbeitern auf. „Mit den gewonnenen Erkenntnissen nehmen wir Einfluss auf die Digitalisierung von Prozessen“, erklärt Monja Gerigk, „denn Digitalisierung, Patienten- und Mitarbeiter-Erleben sind keine Gegensätze, sondern gehören untrennbar zusammen.“

Monja Gerigk, Leiterin des Instituts für PatientenErleben

Die Nominierte

Monja Gerigk ist gelernte Kinderkrankenschwester und hat ein betriebswirtschaftliches Studium absolviert. Neben ihrer Klinikerfahrung, arbeitete sie auch im Bereich Homecare für ein Pharmaunternehmen. Zuletzt war sie stellvertretende Leiterin für Qualitäts- und klinisches Risikomanagement an der Universitätsmedizin Essen. Seit 2018 leitet sie das Institut für Patienten-
Erleben.

Bilderquelle: Universitätsmedizin Essen